Bei der systemischen Therapie liegt der Schwerpunkt auf dem sozialen Kontext einer psychischen Störung, welcher sowohl für die Entstehung als auch bei deren Behandlung relevant ist. Bei der Behandlung wird daher in der Regel das soziale System mit einbezogen, z.B. Familienmitglieder, Partner*innen oder andere Bezugspersonen. Die Interaktion zwischen Mitgliedern der Familie oder des Systems wird fokussiert. Das Problem des Individuums wird daher immer in Bezug zu verschiedenen Kontexten betrachtet, z.B. als Familienmitglied, als Partner*in in einer Paarbeziehung oder als Person mit einem besonderen religiösen oder kulturellen Hintergrund. Ein weiterer Fokus liegt darauf, Stärken von Patient*innen zu nutzen, um Lösungen für Konflikte oder Probleme gemeinsam zu erarbeiten.
Ziele der systemischen Therapie können unter anderem sein, die Familie auf verschiedenen Ebenen zu stärken, das gegenseitige Verständnis und die emotionale Unterstützung zu verbessern oder Bewältigungs- und Problemlösestrategien in unterschiedlichen schwierigen Situationen zu entwickeln.
Zur Behandlung werden unter anderem Methoden genutzt, um die Dynamik in Familien zu verstehen und zu verändern. Hierzu können bisherige Muster oder Annahmen in Frage gestellt werden und neue Sichtweisen angeregt werden, indem besondere Gesprächstechniken genutzt werden. Außerdem können der Gebrauch von Metaphern oder Bildern sowie darstellenden Methoden wie das Darstellen in Skulpturen oder das Aufstellen der Familie im Raum, die sogenannte Familienaufstellung, angewendet werden.
Die Sitzungen dauern in der Regel 50 bis 100 Minuten, die Häufigkeit kann von einem Mal pro Woche bis zu deutlich geringeren Frequenzen variieren, je nach Problemlage und anderen Faktoren. Die systemischen TherapeutInnen arbeiten häufig mit mehr als nur einer Person, es können jedoch auch Einzelsitzungen durchgeführt werden. Manchmal arbeiten TherapeutInnen auch mit einzelnen oder einem Team von Co-TherapeutInnen zusammen. Es können zunächst bis zu 36 Stunden, maximal 48 Stunden von der Krankenkasse genehmigt werden.
Die systemische Therapie ist bereits seit 2008 als Psychotherapieverfahren wissenschaftlich anerkannt und wird seit Sommer 2020 als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen für die Therapie von erwachsenen Patientinnen angeboten. Für Kinder und Jugendliche steht diese Behandlungsform noch nicht als Kassenleistung zur Verfügung.